Donnerstag, 20. Oktober 2011

Gaddafi ist tot - darf man sich freuen?

Nun ist der nächste Diktator nicht nur entmachtet worden, sondern seiner - meiner Meinung nach - gerechten Strafe zugeführt worden. Er wurde bei seiner Festnahme erschossen.

Nun kann man natürlich geteilter Meinung sein, ob das denn richtig war. Ich persönlich glaube ja. Denn Frieden wäre in Libyen mit einem lebenden Gaddafi nicht mehr möglich gewesen. Kritiker werden nun natürlich äußern, dass auch ihm ein ordentliches Gerichtsverfahren á la "Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse" zugestanden hätte. Aber genau das denke ich nicht. Sein schnelles Ende gibt nun auch seinen letzten Getreuen keinen Vorwand mehr, weiter zu den Waffen zu greifen. Sicher werden sie die Waffen nun nicht sofort niederlegen, aber die zu schützende Person existiert nicht mehr. Weiterkämpfen werden sie, um selbst ihre Haut zu retten, haben doch etliche von Gaddafis Schergen schwerste Verbrechen begangen: Folter, Mord und Vergewaltigung.

Aberdie Frage ist: Darf man sich über seinen Tot freuen? Schließlich wurde kanzlerin Merkel heftig für Ihre Aussage, sich über den Tod Osama Bin Ladens zu freuen, heftig kritisiert. vor allem von der Kirche, die darin einen scharfen Gegensatz zur christlichen Ethik sah und sieht. Aber muss man einem Massenmörder wirklich hinterhertrauern? Ich glaube nicht. Ich glaube nicht dass man Leuten wie Hitler, Bin Laden oder auch Gaddafi, die die islamische oder christliche Ethik und alle Menschenrechte massiv mit Füßen getreten haben, irgendwie hinterhertrauern sollte.

Ein Volk hat sich befreit und einer der Kämpfer hat den Mann gerichtet, der ein riesiges Blutbad angerichtet hat. Ein Hoch auf diesen Kämpfer!!! Nun kann man nur hoffen, dass in Libyen schnell Ruhe und Frieden einkehrt. Hoffentlich nicht nur ein Wunschtraum angesichts etlicher rivalisierender Stämme, die natürlich alle in der neuen Regierung die Vormachtstellung einnehmen wollen.

Wer aber wird ihm wirklich nachtrauern? Natürlich seine Familie, für die er ja großartig gesorgt hat. Sicher auch ein paar Geschäftsfreunde in den Öl- oder Rüstungskonzernen, die aber sicher schnell neue Geschäftspartner in Libyen finden werden. Eventuell Politiker der Europäischen Union, war doch der nun zur Persona non grata und überhaupt zur Unperson erklärte Gaddafi immer ein Garant dafür, dass die armen Menschen Afrikas nicht die Europäische Union überschwemmen. Nun muss man viel geld in die Hand nehmen, um auch in afrikanischen Ländern für die Menschen eine Zukunft aufzubauen. Vorher musste man das nicht, Gaddafi schützte die Grenzen der EU. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum die Politiker der EU sich so viel Zeit ließen, Sanktionen gegen Gaddafi zu verhängen. Genau wie jetzt gegen den Syrischen Machthaber Assad. Erst seit den ersten Erfolgen der Aufständischen in Libyen verschärfte sich die Gangart gegen Gaddafi.  Und irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, an dem dann endlich auch - in heuchlerischer Art und Weise - sich führende EU-Politiker dazu durchrangen, Gaddafi als das zu betiteln, was er war: Als einen Verbrecher. Ein Verbrecher, mit dem man sich einst gern Zeigte und mit dem man lukrative Geschäfte machte.

Ich glaube, dass jeder, der es mit Menschenrechten ernst meint, sich heute für die Libyer freuen darf. Auch darüber, dass Gaddafi tot ist. Egal, was irgendwelche Pfaffen von Ethik reden. Ich jedenfalls trinke jetzt erst mal ein Glas Sekt.