Donnerstag, 26. April 2012

Überwachungsstaat - wirklich ein Übel?

Also ein Überwachungsstaat hätte doch auch sein Gutes, zumindest wenn ich das managen würde: Die Arbeitslosen müssten sich gegenseitig wegen Sozialbetrug bespitzeln, nur wer im Monat 10 Sozialbetrüger meldet bekommt sein Geld. Sozialkassen entlastet. Die zuständigen Mitarbeiter bei der ARGE hätten mehr Zeit, Ihren eigentlichen Verpflichtungen nachzukommen.

Ansonsten werden die fähigsten Arbeitslosen dem Verfassungsschutz unterstellt, selbstverständlich über eine Zeitarbeitsfirma für 3,25 Euro/h, und übernehmen den größten Teil der Polizeiarbeit. Damit haben die Beamten der Polizei endlich mal Zeit, ihren Papierkrieg zu erledigen und regeln nebenher nur doch den Verkehr.

Um die Rentenkassen zu entlasten werden die Renten drastisch gesenkt. Die Rentner können sie auf (zu versteuernder) Provisionsbasis aufbessern, indem sie falsch parkende Fahrzeuge oder Hundehaufensünder zur Anzeige bringen. Hier schließt sich dann der Kreislauf: Der Rentner zeigt an, der Polizist nimmt auf, der bei der Zeitarbeit angestellte, jedoch für den Verfassungsschutz arbeitende Arbeitslose (der ja nun nicht mehr arbeitslos ist) geht dem ganzen nach, ermittelt den Sünder, übergibt den Papierkrieg dem Polizisten, der meldet dem Finanzamt und der Rentenkassen die dem Rentner auszuzahlende Provision und alle sind Glücklich.

Ein Überwachungsstaat hat doch was für sich.

Und für die, die mich nicht kennen: Hierbei handelt es sich um reine Ironie, auch wenn manche Europapolitiker es gern so hätten!!!

Montag, 9. April 2012

Günther Grass oder die hohen Wogen des Protests

Israel hat ihn abgestraft. Günther Grass hat ein Einreiseverbot erhalten. Eine kindische Reaktion auf ein Gedicht, in dem der Staat Israel angegriffen wird. Günther Grass hat inzwischen festgestellt, dass er das Gedicht wohl doch besser anders formuliert hätte. Ihm ging es um Kritik an Netanjahu, der ja wohl derzeit wirklich der Elefant im Porzellanladen ist und durch sein Säbelrasseln gegenüber dem Iran nicht unbedingt zum Weltfrieden beiträgt. Das kann er machen weil er weiß, dass er im Ernstfall auf die Militärmacht USA zählen kann, die ja sowieso schon Truppen in der Region hat. Und auf die Zustimmung und Waffenlieferungen Deutschlands könnte er aus geschichtlichen Gründen ebenfalls rechnen.

Doch jetzt sind sie wieder mal auf den Plan gerufen: Die ewigen Gutmenschen.  Nun bekommt Grass seine Jahrelang erfolgreich geheimgehaltene Mitgliedschaft in der verbrecherischsten Organisation der menschlichen Geschichte aufs Brot geschmiert. Sicher, Grass hatte andere immer für ihre Vergangenheit angezählt, war also nicht ehrlich und hat ebenfalls auf Gutmensch gemacht. Und nun schreibt er dieses unsägliche Gedicht, wird wieder in die braune Ecke gedrängt und als Antisemit beschimpft.

Hierbei übersehen diese Gutmenschen nur eins: dass jüdische Menschen den Semitismus scheinbar für sich gepachtet haben, zumindest im europäischen und amerikanischen Verständnis. Ihn als Antisemit zu bezeichnen ignoriert irgendwie die Palästinenser, die Syrer, die Araber und nicht zuletzt auch die Iraner, die ja auch Semiten sind. Liebe Gutmenschen, Ihr seid also auch Antisemiten.

Grass hat eigentlich nur versucht, auf die instabile Lage in der Region aufmerksam zu machen. Zugegebener Weise mit einer sehr unglücklichen Wortwahl. Aber seien wir doch mal ehrlich: Wie viele von denen, die sich jetzt über den Literaturnobelpreisträger Grass aufregen, haben sich vorher genauso über Netanjahus aggressive Politik echauffiert? Haben die sich da auch selbst als Antisemiten gesehen??? Schließlich will Israel den Iran und somit andere Semiten angreifen, werden Palästinenser - und somit ebenfalls Semiten - unterdrückt, ihre Häuser abgerissen... Die revanchieren sich dann wieder mit ein paar Granaten und somit werden dann plötzlich aus Semiten Antisemiten...

Wer von diesen "besseren" Menschen kann mir bitte in dem Gedicht mal zeigen, wo Günther Grass die Existenz des Staates Israel infrage stellt? Dafür stellt Netanjahu die Existenz des Iran infrage, wenn er mit einem Erstschlag droht. Und der Iran stellt schon traditionsgemäß die Existenz Israels in Abrede. Diese Tradition ist schon so alt, dass man sich wundern würde, wenn die plötzlich Händchen halten und sich lieb haben würden.

Fakt ist, dass Grass dass gemacht hat, was im Titel des Gedichtes steht: nämlich gesagt, was gesagt werden musste. Die Wogen, die das Gedicht aufgewühlt hat, werden nun nicht mehr so schnell zu glätten sein. Und ein Literaturnobelpreis schützt nicht vor Kritik, er verpflichtet eher dazu, noch mehr nachzudenken, was man veröffentlicht. Aber auch die Presse ist schuld an dem Desaster, scheinbar hat niemand den Mut gehabt zu sagen, dass Herr Grass das doch bitte noch mal überarbeiten sollte, dass das nach hinten losgehen könnte. Auch wenn man nur Netanjahu kritisieren will und nicht pauschal das ganze israelische Volk. Und auch wenn man es eigentlich gut mit Israel meint. Gute Freunde kritisieren und warnen vor Irrwegen. Israel übt Zensur.

Donnerstag, 5. April 2012

Wie mein Besuch nach Berlin kam oder von den Abenteuern einer Zugfahrt

Gestern, am vierten April, wollten meine zwei Kumpels zu mir kommen um heute meinen Geburtstag mit mir zu feiern. Das dies im Zeitalter von Handy, Internet und Deutscher Bahn, bzw der polnischen PKP durchaus in ein Abenteuer ausarten kann, sollte man eigentlich kaum glauben.

Um 12:03 Uhr sollte der Zug aus Warschau eigentlich am Berliner Ostbahnhof eintreffen. Wie gesagt: Sollte. Kurz vor 10:00 Uhr erhielt ich einen Anruf von meinem Kumpel Zygmunt, dass sich der Zug um wenigstens zwei Stunden Verspäten würde und ich solle nicht am Bahnhof warten, er ruft mich an, wenn sie in Frankfurt/Oder sind. Alles klar. Was ist denn passiert? Scheinbar hat sich jemand vor den Zug geworfen und nun könne es halt dauern.

Auf der Internetseite der Deutschen Bahn ist von der Verspätung noch nichts zu sehen, obwohl Zygmunt meinte, dass sie da schon fast eine Stunde stehen würden. Das hat die Internetseite der Deutschen Bahn erst eine weitere halbe Stunde mitbekommen. Ich rufe mal spaßenshalber bei der Auskunft der Bahn an, was denn da los sei (Ich wusste das ja schon) und bekam zur Auskunft, dass es sich um eine Verspätung im Ausland handelt und man mir daher keine Auskunft geben könne. Hier noch mal der Hinweis: Im Zeitalter von Handy, Internet und E-Mail findet zwischen zwei zusammenarbeitenden Firmen also kein Austausch von Informationen statt. Zu Ungunsten der Fahrgäste und denjenigen, die sie am Bahnhof abholen wollen.

Aber der Spaß geht noch weiter: Irgendwann stellte ich auf der Seite der Deutschen Bahn fest, dass der Zug sich um 190 Minuten verspäten würde. Natürlich ist weder die Deutsche Bahn noch die polnische PKP daran schuld, dass sich jemand unbedingt als Galionsfigur zur Verfügung stellen wollte. Die polnische PKP hat mein vollstes Verständnis dafür, dass sich der Zug deswegen verspätet hat. Mein Unverständnis trifft ausschließlich die deutsche Bahn, die nun ein komplettes Chaos anrichtete.

Als mein Kumpel anrief, sie seien nun in Frankfurt/Oder, fuhren Mutter, Daddy und ich los zum Ostbahnhof, um unsere Bekannten abzuholen. Ich hatte vorher extra noch mal auf der Internetseite der Deutschen Bahn nachgesehen, das stand definitiv Ostbahnhof und Gleis 7. Wir kamen am Ostbahnhof an, auf Gleis 7 war der Zug nicht als ankommend gemeldet. Auch nicht auf den anderen Gleisen. Also gehe ich zur Information, wo ich erfahre, dass der Zug in Berlin-Karlshorst endet. Auf meine Frage, warum es darüber keine Info oder Durchsagen gibt erhalte ich zur Antwort, dass sei gerade so entschieden worden.

Bei der derzeitigen Verkehrssituation in Berlin - die halbe S-Bahn fährt nicht - wäre es völlig utopisch zu glauben, man könnte es noch irgendwie schaffen, pünktlich nach Karlshorst zu kommen um die beiden dort vom Zug abzuholen. Also rufe ich vom Handy meinen Kumpel Zygmunt auf seiner polnischen!!! Handynummer an, um ihm mitzuteilen, dass sein Zug nicht am Ostbahnhof endet sondern in Karlshorst. Er wusste davon noch gar nichts und fragte daraufhin den Schaffner, ob diese Information richtig sei. Der Schaffner, der mit seiner Kollegin gerade seine Wochenendplanung besprach, meinte, dass diese Info absolut richtig sei, machte allerdings keinerlei Anstalten, in irgendeiner Form mal sämtliche Fahrgäste durch eine Durchsage zu informieren. Das tat er erst auf Drängen meines Bekannten.

Mein Verständnis für die Entscheidung derDeutschen Bahn, den Zug in Karlshorst enden zu lassen hält sich mit Blick des unter anderem auf die Deutsche Bahn selbst zurückzuführenden derzeitigen S-Bahnchaos in der Stadt arg in Grenzen.



Wir verabredeten uns mit unseren Bekannten am S-Bahnhof Alexanderplatz, da wir es zeitlich nicht geschafft hätten nach Karlshorst zu kommen.Kurz danach ahnte ich, was ich den beiden damit zumuten würde: Umsteigen in Ostkreuz und keine Info von welchem Bahnsteig es denn weitergehen würde, eine Odyssee  über eine Baustelle ohne Ende. Aber Zygmunt kennt sich gut aus und hat es auch irgendwie geschafft, zum Alex zu kommen.

Wie gesagt: An der Verspätung ist die Deutsche Bahn nicht schuld. Meine Frage an die Verantwortlichen der Deutschen Bahn aber ist, warum man ständig die Preise erhöht aber nicht in der Lage ist, die Fargäste oder die auf die Fahrgäste Wartenden halbwegs vernünftig zu informieren. Warum lässt man einen Zug aus dem Ausland, in dem sich mit aller Wahrscheinlichkeit auch etliche Touristen befinden die noch nie in Berlin waren, nicht am eigentlichen Zielbahnhof, sondern außerhalb des S-Bahnringes in der Pampa enden und setzt somit absolut Ortsunkundige Personen bewusst dem aktuellen S-Bahnchaos aus?

Ich will nicht wissen, was Zygmunt und ich durch die völlig verfehlte Informationspolitik der Deutschen Bahn an Roaminggebühren zu zahlen haben werden. Die Deutsche Bahn jedenfalls ist einen Skandal reicher.