Sonntag, 25. Juli 2010

Wenn die Party tragisch verläuft

Ich bin absolut kein Fan der Loveparade. Allerdings nur, weil ich die Musik nicht mag. Ich bin aber ein Fan davon, dass Menschen aus verschiedenen Ländern gemeinsam eine schöne Zeit und eine tolle Party haben. So war das ganze ja sicherlich auch von den Veranstaltern gedacht und geplant, verlief jedoch leider schrecklich tragisch.

Neunzehn junge Menschen sind tot, weil es im einzigen Zugangstunnel zu einer Massenpanik kam. Die einen wollten das Partygelände verlassen, andere wollten das Gelände betreten, und dann ging plötzlich nichts mehr. Es stellt sich mir die Frage, nach welchen Kriterien die Veranstalter das Gelände ausgesucht haben und wie die Verantwortlichen Behörden gerade dieses Gelände genehmigen konnten. Ein eingezäuntes Gelände, dass wohl 300.000 Gäste aufnehmen kann, war doch logischerweise viel zu klein, wenn 1,4 Millionen Leute kommen. Wie können die Veranstalter bitteschön sagen, sie hätten nicht mit dieser Masse an Besuchern gerechnet? Wie konnten die Behörden ein Gelände mit nur einem Tunnel als Ein- bzw. Ausgang genehmigen? Wie sollte den da im Falle eines Brandes oder ähnlichem die Masse an Menschen schnell evakuiert werden??? Und wie kann man dann noch in die Fernsehkameras etwas von einem Sicherheitskonzept erzählen? Hatte man eventuell vergessen, dass es sich bei der Loveparade nicht um eine Grillfete im heimischen Garten handelt, sondern um die größte Musikveranstaltung der Welt?

Versäumnisse, die rückwirkend nicht mehr wieder gut zu machen sind. Versäumnisse, die mittlerweile 19 junge Menschen aus dem Leben rissen.Versäumnisse, die nicht hätten passieren dürfen. Die Loveparade wurde schließlich nicht zum ersten mal veranstaltet sondern es steht ein erfahrenes Team dahinter. Aber wahrscheinlich mussten Kosten gespart werden um den Gewinn zu maximieren. Der Wunsch, Profit zu erzielen, ist ganz in Ordnung und Menschlich. Dieser Wunsch ist es schließlich auch, der den Menschen antreibt, arbeiten zu gehen, ein Unternehmen zu gründen oder zum Beispiel als Musiker seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Allerdings sollte der Profit nicht vor der Sicherheit der Menschen stehen. Ich weiß nicht, ob das Problem bei der Gewinnoptimierung zu suchen ist, aber ich denke, dass das auch eine erhebliche Rolle bei der Auswahl des von vornherein viel zu kleinen Geländes gespielt hat.
Die Entscheidung, die Feier nicht abzubrechen, steht enorm in der Kritik. Angesichts dessen, dass die Leute nur durch den 200 Meter langen Tunnel hätten evakuiert werden können, halte ich persönlich diese Entscheidung für richtig. Was wäre denn passiert, wenn die Feier abgebrochen worden wäre und eine noch größere Massenpanik ausgebrochen wäre? Wie viele Tote hätte das geben können? Auch beim 1000. Konzert der Toten Hosen gab es eine junge tote Frau. Auch sie spielten in Absprache mit der Polizei weiter, um schlimmeres zu verhindern. Gestern allerdings hat zum Beispiel David Guetta via Facebook seinen Auftritt abgesagt, nachdem er von dem tragischen Vorfall erfuhr.



Frau Kraft hat angekündigt, dass der Vorfall intensiv untersucht wird. Ich hoffe, dass dann auch Konsequenzen und Lehren gezogen werden. Konsequenzen dahingehend, dass die Verantwortlichen in den Schreibstuben Duisburgs zur Rechenschaft und vor Gericht gezogen werden. Allerdings glaube ich nicht daran. Auch die Verantwortlichen beim Veranstalter müssen sich gerichtlich verantworten. Auf beiden Seiten sollten die Verantwortlichen ihren Hut nehmen. Dieser tragische Vorfall wäre außerdem wert, drei Tage Staatstrauer zu verhängen. Aber auch daran glaube ich nicht, es ist ja schließlich kein Politiker oder Großindustrieller ums Leben gekommen. Ganz sicher jedoch werden aus der Tragödie einige Lehren für die Zukunft gezogen. Lehren, die für neunzehn junge Menschen zu spät kommen.

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