Dienstag, 3. August 2010

Pecunia non olet

Pecunia non olet - Geld stinkt nicht. Diese Weisheit gab ein römischer Kaiser seinem Sohn mit auf den Weg, als der fragte, wieso für die öffentlichen Bedürfnisanstalten nun plötzlich Gebühren erhoben werden sollten. Und diese Weisheit bestimmt bis heute die Welt.

Nun hat man doch tatsächlich - auf Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion - festgestellt, dass die Einkaufspreise für Strom für die Energiekonzerne seit 2008 um etwa 40 % gesunken sind und diese Ersparnis nicht an die Verbraucher weitergegeben worden ist. Wir zahlen also alle für unseren Strom viel zu viel. Man hat außerdem festgestellt, dass das am fehlenden Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt liegen würde.

Unabhängig davon, dass unsere Politiker erst durch eine Anfrage etwas feststellen müssen, was jedem normalen Bundesbürger bereits seit langem klar war, fragt man sich, ob es nicht auch an illegalen Preisabsprachen liegen könnte und was denn die Kartellbehörde dagegen unternimmt. Ich fürchte, erst mal gar nichts.

Es ist doch eine bekannte Tatsache, dass führende Politiker in den Aufsichtsräten der Großkonzerne sitzen und dort mehr beschäftigt sind als im Bundestag. Man braucht ja nur mal das krasse Missverhältnis in den Anwesenheitslisten selbst bei wichtigen Bundestagsdebatten zu betrachten um zu sehen, wie viel Zeit unsere Abgeordneten wirklich für das Geld tun, welches sie vom Steuerzahler bekommen.

Auch bei den Stromkonzernen sitzen hochrangige Politiker in den Aufsichtsräten und verfolgen dort natürlich die Interessen ihres jeweiligen "Arbeitgebers". Das der "Hauptarbeitgeber", nämlich das Volk, ihnen eine Nebenbeschäftigung nicht gestattet hat, scheint diese Damen und Herren nicht zu interessieren. So ziemlich jeder Arbeitnehmer hat in seinem Arbeitsvertrag die Klausel, dass Nebenjobs nur mit Zustimmung des Arbeitgebers oder gar nicht gestattet sind.

Eventuell werden die Stromkonzerne mal mit einer "Strafzahlung" von ein paar Milliönchen belegt, einer Summe, die ihnen nicht weh tut und die außerdem im Steuersäckel landet. Dass die Bürger, die seit Jahren betrogen worden sind, jemals ihr zuviel gezahltes Geld zurückerhalten, ist eher unwahrscheinlich. Dafür werden unsere Politiker ("Volksvertreter") schon sorgen, schon, um nicht ihre "zweiten Arbeitgeber" zu verärgern.

Das Paradoxe hierbei ist, dass uns sonst immer erzählt wird, die Firmen könnten sonst ins Ausland abwandern. Das ist aber beim Energiemarkt nicht möglich, also kann diese Ausrede hier nicht angebracht werden. Hier wird Klientelpolitik der brutalsten Art und Weise betrieben. Und "der kleine Mann" darf wieder einmal die Zeche dafür zahlen. Genau wie bei den Banken darf der "kleine Mann" die Rechnung für die unendliche Gier einiger weniger Zahlen, die auch noch aus Steuergeldern subventioniert werden, also von allen Seiten das Geld in den Allerwertesten geschoben bekommen.

Das scheint aber das System zu sein: nach außen hin beschweren sich unsere Politiker über die wachsende Politikverdrossenheit und sehen nicht - oder erwarten sogar - dass sich dieser Trend fortsetzt. Noch hält "der kleine Mann" die Füße still, mal sehen, wie lange er sich noch so auspressen lässt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schreib was rein.